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Daniela Keiser

Land-Zunge, 2018

Installation: Fotografie, Projektion raumvariabel

Die Fotografien aus „Land-Zunge“ hat die Künstlerin in Nordirland auf dem Giants Causeway aufgenommen. Diese werden als ein Lichtbild projiziert. Diese Projektion wirft ein Standbild in den Innenraum einer gigantischen Holzarchitektur. Beide Bilder zeigen ein Mädchen, das über die 60 Millionen Jahre alte, gleichmässig geformte Basaltsäulen-Felsformation balanciert. Die erwachsene Frau im Bild, barfuss unterwegs, hilft dem Mädchen über das unwegsame Gelände. Für den Betrachtenden zu sehen ist ein Horizont, der die beiden Fotografien verbindet. Durch das Doppelbild wird ein neuer Horizont dargestellt, auf dem sich eine Handlung in unfassbaren zeitlichen Dimensionen abspielt.


Beim Betrachten dieser Fotografie glauben wir, das Leid der Opfer zu kennen, wir orten das Bild unwillkürlich im Mittelmeerraum ein. Unsere Solidarität mit den Barfüssigen kommt ins Rollen. Doch das Bild strahlt nicht aus, was es wirklich zu sein scheint – unser Wissen lenkt das Bild in eine gewisse Richtung. Das Zusammenprallen unseres Wissens über die gegenwärtigen Völkerwanderungen, die Legende des Giant Causeways und das Sehen eines Augenblicks, eine Abbildung der Küste Nordirlands, verbinden sich. Dadurch wird auch die Legende vom Riesen und Helden Fionn mac Cumhaill, dem man übernatürliche Kräfte zuspricht, neu in die Gegenwart übertragen und zu einem Dasein in einem Bildraum verwoben. In diesem Zustand liegt ein Geheimnis und dieses verursacht
Fragen wie zum Beispiel: Kann ein Damm heute auch als Brücke zum Feind oder Freund verstanden werden? Durch diesen vielschichtigen Überlieferungsprozess soll es möglich werden, über die Gegenwart zu sprechen. Täglich leben wir mit vielen Medienbildern. Es ist unrealistisch, sie alle auf uns wirken zu lassen und uns tatsächlich für sie zu interessieren – geschweige denn, sich mit ihnen anzufreunden.


Mit einer aktuellen Text-Version der nicht einheitlich weitergegebenen Legende von Miriam Wiesel und Axel Schmidt: „Der Legende nach waren Irland und Schottland einst durch einen Steindamm miteinander verbunden, von dem heute nur noch Reste zu sehen sind.“


www.danielakeiser.ch

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